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Aus: Antifaschistische Nachrichten Nr. 19 / 1998

1. August 1998 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Artikelserie "Ludendorffer"

Nummer 19 / 1998
REP sagen Großveranstaltung in Fallingbostel ab

Breiter Widerstand zwang »Republikaner« zum Aufgeben

Fallingbostel. Nachdem im Juli 98 bekannt wurde, daß die REPs am 11.9. die Heidmarkhalle für eine große Wahlkampfveranstaltung nutzen wollen, regte sich sofort Widerstand. DGB, ÖTV, Antifaschistische Initiative Soltau-Fallingbostel, VVN-BdA, PDS forderten Bürgermeister, Stadtrat, GDF GmbH (100prozentige Tochter der Stadt und Eigentümerin der Heidmarkhalle) auf, die Halle nicht den REP zu vermieten. Trotz der Sommerferien formierte sich ein Antifa-Bündnis, daß u.a. eine Demonstration vorbereitete. Den Protesten schlossen sich Antifa-Initiativen aus den Landkreisen, Jusos, DKP und Bündnis 90/Die Grünen an. Offensichtlich beeindruckt von diesen breiten Protesten und in Erinnerung an den Widerstand gegen den NPD-Bundesparteitag 1983 in dieser Halle, unterstützen SPD, CDU und FDP im Stadtrat den Dringlichkeitsantrag von B90/Die Grünen, die Halle nicht an die REPs zu vermieten. Einzig Gerlinde Göttel, Ratsfrau für die Wählergemeinschaft und mit REP-Landesgeschäftsführer Gerhard Tempel verheiratet, stimmte dagegen. Der GDF-Aufsichtsrat, zugleich die Spitzenleute des Rates, stellte fest, daß juristisch eine Vermietung an die REPs nicht zu verhindern ist. Sie forderten von den REP aber außerordentlich hohe Bürgschaften und Versicherungen für mögliche Schäden an der Halle und in der Stadt.

Am 3.9. sagten die REPs ihre Wahlveranstaltung in Fallingbostel ab. In ihrer Pressemitteilung begründeten sie ihr »Zurückweichen« mit dem Widerstand in Fallingbostel. Bei der Gelegenheit forderten sie gleich noch mal den starken Staat gegen Demonstranten und beschrieben sich selbst als Demokraten. Schöne Demokraten, die wie in Hameln, bei der Landtagswahl geschehen, nicht mal vor Wahlfälschung zurückschrecken.

Den Auftritt der REPs in Fallingbostel haben wir insbesondere deshalb verhindern können, weil es uns gelungen ist, ein breites gesellschaftliches Bündnis dagegen zustande zu bringen.

Öffentliche Veranstaltungen von Faschisten erfolgreich durch breite politische Bündnisse zu verhindern hat im Altkreis Fallingbostel Tradition. Schon 1971 traf Adolf von Thadden und seine NPD in Walsrode auf breiten und heftigen Widerstand. 1980 war Schluß mit den Sonnenwendfeiern des Bund Heimattreuer Jugend im Pfadfindergelände Fallingbostel. Seitdem mußten NPD, Bürgerinitiative Ausländerstop, REP und andere Faschisten regelmäßig öffentliche Veranstaltungen in Gaststätten noch vor Beginn wieder abbrechen. Mit vereinten Kräften wurde im Mai 1996 ein Europatreffen des »Kameradenwerk Korps Steiner« der ehemaligen Waffen-SS mit jungen Neonazis in Walsrode-Düshorn im voraus verhindert. Internationale Militaristen- und Faschistentreffen auf dem Soldatenfriedhof Essel wurden seit Mitte der 80er Jahre erfolgreich verhindert; sie wagen sich nur noch manchmal heimlich in kleinen Gruppen her. Die Artgemeinschaft verlor ihren Einfluß auf den Paritätischen Wohlfahrtsverband im Kreis. Die »Patrioten für Deutschland/Schiller Institut« mußten erhebliche Störungen hinnehmen. Die Strafanzeige der »Patrioten« gegen den Gewerkschafter und Antifaschisten H.-D. Charly Braun wurde zur antifaschistischen Kampagne und hatte eher nachteilige Auswirkungen für die Patrioten selbst. Nicht verhindert werden konnte der NPD-Bundesparteitag in Fallingbostel 1983. Die breiten und heftigen Proteste dagegen haben aber bis heute eine nachhaltige Wirkung. Sie sind den Verantwortlichen von damals bis heute ein Trauma. Die Ausgrenzungen von Sinti und Roma von medizinischen Leistungen im Kreiskrankenhaus Soltau des Kreisklinikums wurden 1997 nach stillen aber eindrucksvollen Protesten vom verantwortlichen Verwaltungsleiter zurückgenommen.

Unter antifaschistischer Beobachtung oder Protesten standen, aber nicht verhindert haben wir interne Veranstaltungen in Dorfmarker Gaststätten (NPD, Ludendorffer, DP Deutsche Partei u.a.) und der Ludendorffer in der Fallingbosteler Schule im Ortsteil Dorfmark.

Anzumerken ist, daß Gerhard Tempel, aus Mengebostel bei Dorfmark, nicht nur als Landesgeschäftsführer der REP die Mietverhandlungen für die Heidmarkhalle geführt hat, sondern auch auf Platz 2 der REP-Landesliste und als Direktkandidat in Stade-Bremervörde 1998 zum Bundestag kandidiert. Er war der Organisator der Ludendorffer-Treffen, hat 1989 an einer Vereinbarung zur Zusammenarbeit zwischen REP und DP mitgewirkt, ist Landesschatzmeister des WSL (Weltbund zum Schutze des Lebens) und Mitglied der rassistischen Lönsverehrer UÖD (Arbeitskreis Unabhängiger Ökologen Deutschlands). Für die Nutzung der Heidmarkhalle fanden die REP die einzige öffentliche Unterstützung bei Gerlinde Göttel, die mit Gerhard Tempel verheiratet ist und viele seiner politischen Aktivitäten seit jeder unterstützt. Als einziges Ratsmitglied (Wählergemeinschaft) stimmte sie gegen den Dringlichkeitsantrag der Grünen, die Halle nicht an die REP zu vermieten. In ihrem Leserbrief in der Walsroder Zeitung vom 30.7.98 schreibt sie: »Ich schäme mich für den Fallingbostler Rat für diesen Mißtrauensantrag an die Demokratie und den mündigen Wähler. Für den unvoreingenommenen Betrachter muß es jetzt so aussehen, als seien die Republikaner die einzige Alternative innerhalb des Grundgesetzes gegenüber allen anderen Parteien.«

Nicht verhindert haben wir, daß, bis auf wenige Legislaturperioden, Faschisten in den Kreistag Soltau-Fallingbostel gewählt wurden. Viele Jahre saß Klaus Hoffmann (Spitzenmann bei NPD und Wikingjugend, »Vertriebenen«-Funktionär der Schlesier) im Kreistag. Seit 1995 sitzt dort August Wilhelm Petersen, er war mindestens bis 1996 im REP-Bundesvorstand und kandidiert 1998 auf Platz 4 der REP-Landesliste zum Bundestag.

gewerkschaftliche antifaschistische initiative

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