NDR.de 14.4.11 HA wegen Bedrohung von TV-Team bestraft
Die Mitglieder der Rockergruppe Hells Angels setzten ein Kamerateam des NDR unter Druck. Das Amtsgericht Hannover hat am Donnerstag zwei Männer im Alter von 46 und 57 Jahren zu Geldstrafen zwischen 1.000 und 2.000 Euro verurteilt. Sie gehören zur Rockergruppe "Hells Angels". Das Gericht befand die beiden für schuldig, das NDR Kamerateam unter Druck gesetzt zu haben, um dessen Filmaufnahmen zu verhindern.
Autorin des NDR Films "Die Macht der Rocker" ist die Hamburger Journalistin Gita Ekberg. Sie erschien als Augenzeugin vor Gericht und schilderte, wie die beiden Männer gegen sie und ihr Team vorgegangen seien. Einer habe gesagt: "Wenn Ihr hier weiterdreht, dann haue ich die Kamera in den Graben!" Der andere habe angekündigt, das teure Equipment mit einem Wasserschlauch zu attackieren. Mehrfach hätten die beiden Angeklagten ihr Team angeherrscht: "Das sind unsere Häuser, Ihr habt hier nichts zu filmen!" Ein weiterer Zeuge bekannte, dass er Angst habe, vor den finster dreinblickenden Angeklagten aus dem Steintormilieu auszusagen. Als er seine Ängste formulierte, huschte den beiden Angeklagten ein deutliches Grinsen über das Gesicht.
Die Verteidigerin der Rocker forderte für beide Angeklagten einen Freispruch. Sie vermutet Ressentiments der Staatsanwaltschaft gegen die beiden Männer aus dem Milieu: "Wenn der Vorfall sich nicht am Steintor zugetragen hätte, wäre er nicht angeklagt worden." Staatsanwalt Marcus Preusse hatte für beide Angeklagten kurzzeitige Haftstrafen gefordert. Er wollte mit seinem Plädoyer auch ein Zeichen setzen: "Es muss deutlich werden, dass diejenigen, die dort ein Gewerbe betreiben, nicht bestimmen können, was am Steintor läuft".
Der Saal im Amtsgericht war an diesem Morgen ungewöhnlich gut besucht, denn es war "Future-Day" - also jener Tag, an dem Schüler erste Eindrücke aus der Berufswelt sammeln. Etwa 30 junge Leute zwischen 14 und 16 Jahren saßen deshalb im Zuhörerraum. Für sie war offenkundig vor allem die Verlesung der Vorstrafenlisten der Angeklagten besonders beeindruckend. Diese nahm deutlich mehr als fünf Minuten in Anspruch, was einige der jungen Leute mit einem deutlichen Raunen quittierten. Einer der Schüler zeigte vor allem Mitgefühl für die Hauptzeugin, die Fernsehautorin Gita Ekberg: "Die Frau Ekberg muss jetzt sehr mutig sein", sagte er den Journalisten nach Prozessende auf den Gängen des Gerichts.
Für Irritationen und Empörung, auch unter den Zuhörern, hatte zum Auftakt des Prozesses die Strafverteidigerin gesorgt, die für eine bekannte Kanzlei in Hannover arbeitet. Sie erschien mit deutlicher Verspätung im Gerichtssaal und erklärte das mit überfüllten Straßen: "Ist noch Industriemesse oder so etwas?", fragte sie und fügte hinzu: "Da waren fast nur Schlitzaugen unterwegs". Was sie möglicherweise als unterhaltenden Beitrag zum Auftakt gemeint haben mochte, stieß bei manchem der jungen Zuhörer sauer auf und ließ die Mienen finster werden. Denn unter ihnen waren auch einige, deren Vorfahren offenkundig asiatischer Herkunft sind.