NDR.de 19.5.11 -- Kirchensegen für Nazi
Gemeindepastor Beneke verteidigt die geplante Feier. "Die Kirche muss zwischen Person und Sache trennen", sagt er. In der Gemeinde Ahlerstedt im Landkreis Stade hat am Donnerstag eine kirchliche Andacht für die Goldene Hochzeit des NPD-Politikers Peter Brinkmann und dessen Frau stattgefunden. Die Veranstaltung ist über den Ort hinaus heftig umstritten: Darf ein Pastor einen als rechtsextrem geltenden Politiker segnen? Kritiker lehnen die Segnung ab, da die als rechtsextrem geltende Einstellung des Kommunalpolitikers für sie Zweifel an der redlichen Einstellung zu Kirche und Demokratie aufkommen lasse. Die Hannoversche Landeskirche hingegen unterstützt die umstrittene Feier.
Zustimmung kommt auch von Ahlerstedts Bürgermeister Uwe Arndt (Freie Wählergemeinschaft). "Ich werde an der Andacht teilnehmen", erklärte er am Mittwoch gegenüber NDR.de. Er habe lange überlegt und sich schließlich dafür entschieden, "weil ich dem Ehepaar zur Goldenen Hochzeit gratulieren will." Würde er wegbleiben, würde das für Diskussionen sorgen, die der NPD eine Plattform böten, glaubt der Bürgermeister.
Arndt ist der Ansicht, dass man im Fall Brinkmann differenzieren müsse: "Der Mann ist Mitglied bei der NPD, aber auch in der Gemeinde Ahlerstedt." Bei der zurückliegenden Kommunalwahl habe die NPD einen Sitz im Samtgemeinderat bekommen. Aus Brinkmanns Ausführungen habe man in den vergangenen fünf Jahren nie erkennen können, dass er NPD-Mann ist, sagt Arndt. Die Gemeinde habe sich immer ganz klar von der NPD distanziert.
Auch der evangelische Gemeindepastor Detlef Beneke verteidigte die geplante Feier: "Die Kirche muss zwischen Person und Sache trennen." Im Gespräch mit NDR.de erklärte er, diese Entscheidung sei mit der Kirchenleitung und dem Bürgermeister abgesprochen gewesen. Beneke verwies darauf, dass zum Beispiel auch Straffällige im Gefängnis seelsorgerisch von der Kirche betreut würden. Der Sprecher der Hannoverschen Landeskirche, Johannes Neukirch, steht auf der Seite des Gemeindepastors. Der verantwortliche Pastor müsse aber abwägen, ob die Andacht für eine parteipolitische Propaganda missbraucht werden könne, ergänzte Neukirch.
Beneke sieht diese Gefahr nicht. Zudem könne er schon aus kirchenrechtlichen Gründen den Wunsch nach einer Andacht nicht ablehnen. "Das heißt nie und nimmer, dass ich die Politik der NPD gutheiße", betonte Beneke. Auch Neukirch distanziert sich von der rechten Partei. Die Landeskirche verurteile alle rassistischen, revisionistischen und antisemitischen Aussagen der NPD. "Wir freuen uns jedoch über jeden Menschen, der dem Wort Gottes zuhört."
Der Theologe Wilfried Manneke aus Unterlüß (Landkreis Celle) sieht die Angelegenheit kritisch. Er engagiert sich seit Jahren gegen rechtsextremistische Strömungen in der Lüneburger Heide. Rechtsextremismus sei mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar, meint er. Manneke ist auch der Auffassung, dass sich Person und Überzeugung nicht trennen lassen. Er würde das Hochzeitspaar bitten, sich an einen anderen Pastor zu wenden.
"Wenn die Kirche den Christen Peter Brinkmann segnet, segnet sie nicht Peter Brinkmann in seiner NPD-Funktion und seine unchristlichen, rassistischen und allgemein menschenfeindlichen Überzeugungen. Wie Brinkmann mit seinen Widersprüchen in sich selbst fertig wird, soll seine Sache bleiben." mehr