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Hetzreden und Provokationen beim Neonazi-Aufzug zum Gedenken an die Bombardierung Lübecks vor 66 Jahren.

1. April 2008 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Kampf gegen Nazis - Norddeutschland

Gespenstischer „Trauermarsch“ 

Hetzreden und Provokationen beim Neonazi-Aufzug zum Gedenken an die Bombardierung Lübecks vor 66 Jahren.
Das britische Bombardement auf Lübeck am 28. März 1942 dient seit nunmehr drei Jahren Neonazis dazu, ihre einseitige Erinnerungskultur mit Hetzreden, Provokationen und einer Verdrehung der historischen Geschehnisse in der Hansestadt auf die Straße zu tragen. Anmelder des so genannten Trauermarsches war Lübecks NPD-Kreisvorsitzender Jörn Lemke, gleichzeitig stellvertretender Landesvorsitzender der NPD in Schleswig-Holstein.

Dem Aufruf folgten etwa 330 Gesinnungsgenossen, die überwiegend aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg angereist waren. Erstmals dabei war auch eine kleine Abordnung von Neonazis aus Dänemark um den „Blood&Honour“-Aktivisten Lars Bergeest. Auf der Rednerliste des knapp vier Stunden dauernden gespenstischen Spektakels standen neben Lemke nacheinander Dennis Bührig von der „Kameradschaft 73“ aus Celle, Thomas Wulff („Steiner“) vom NPD-Bundesvorstand und aus dem Spektrum der Freien Kräfte, der ebenfalls bei Freien Nationalisten und bei der NPD wirkende Peter Borchert (Kiel), Jens Lütke als weiterer stellvertretender Landesvorsitzender der NPD und der „Dauerdemonstrant“ aus Hamburg, Christian Worch. Zu den Führungskadern und –kräften im Aufmarsch zählten außerdem der durchgehend mit einer Kamera filmende Klaus Hellmund aus Celle, Matthias Behrens von den „Snevern Jungs“, Tobias Thiessen vom Aktionsbüro Norddeutschland und der Hamburger Detlev Brüel.

Neben der Schleswig-Holstein-Fahne wurden diverse schwarze Kameradschaftsfahnen, so zum Beispiel aus Eckernförde, Rieseby, Wolfsburg und Celle, im Aufzug mitgeführt. Dazu einige NPD-Transparente, jedoch keine einzige Parteifahne. Auch eine Flagge aus Palästina wurde geschwungen. Matthias Schultz aus dem „Heisenhof“-Umfeld steuerte wieder einmal den Lautsprecherwagen. Von dem verkündete Lemke mit breiter Brust, dass man das Verwenden der Parole „Nationaler Widerstand“ vor dem Verwaltungsgericht in Schleswig erfolgreich eingeklagt habe, nachdem dies zunächst im Rahmen der von der Stadt Lübeck erlassenen Auflagen verboten war.

Die Polizei kassierte vor dem Abmarsch vom Bahnhof einige Transparente ein, die gegen Auflagen verstoßen hatten. Außerdem meldete sie drei Festnahmen wegen Zeigens des Hitler-Grußes.

Während Bührig zur solidarischen Teilnahme beim jährlichen Gedenkmarsch am 2. August nach Bad Nenndorf aufrief, machte Borchert auf die Großdemonstration der rechtsextremen Szene am 1. Mai in Hamburg aufmerksam. Dort wolle man unter anderem ein in Lübeck erbeutetes Transparent aus der Antifaszene wieder den Besitzern zurückgeben – „geschändet und verbrannt“. Lemke, der auch bereits für die Folgejahre 2009 und 2010 Gedenkmärsche in Lübeck angemeldet hat, störte sich daran, dass Mitmarschierer „disziplinlos dem Anlass gegenüber“ rauchten und ihre Handys nicht ausstellten. Selbst griff er allerdings ebenfalls zum Mobiltelefon.

Auf der Anreise nach Lübeck hatten Neonazis sich in einem Zug der Bahn-Lautsprechertechnik bemächtigt und ihre Parolen dann bereits während der Fahrt verkündet. Wie zentral sich die NPD in Lübeck dem Thema widmet, zeigt auch, dass es neben der Demonstration wenige Wochen vorher immer eine Mahnwache in der Innenstadt gibt. Ferner hat man am Abend des 28. März auf dem Lübecker Ehrenfriedhof ein Blumengesteck als Erinnerung an die Toten vom 28. März 1942 niedergelegt.
Horst Freires
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