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Schüler treten auf die Bremse

13. Mai 2008 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Bildung

Schüler treten auf die Bremse

Protest gegen die Bildungspolitik - Lerntempo durch Turbo-Abi "viel zu hoch"

 

ahe Lüneburg. Matthias Orlikowski ist zufrieden: "Ich glaub', das sind mehr als die 1500, die wir erwartet hatten", sagt er beim Blick auf die Masse. Recht hat er, die Polizei spricht von 2500 Schülern, die in der Lüneburger Innenstadt gegen die Bildungspolitik in Niedersachsen protestieren. "Cool" findet das Matthias, der den Demonstrationszug vom Johanneum zum Marktplatz sowie die Kundgebungen vor dem Rathaus und an der Landesschulbehörde angemeldet hat. Der Gymnasiast vom Johanneum glaubt: "Die Leute sind froh, dass sie mal raus können, um ihre Meinung zu sagen."


Gemeinsam mit dem Stadtschülerrat, den Schülervertretern der Herderschule, der Wilhelm-Raabe-Schule, des Gymnasiums Oedeme und des Bernhard-Riemann-Gymnasiums in Scharnebeck hatten Orlikowski und seine Mitstreiter vom Johanneum den Protest organisiert. Das Motto des kollektiven Schulstreiks: "Nicht mit uns! Raus auf die Straße - für eine lebenswerte Schule.


Der Unmut ist groß an den Schulen, vor allem an den Gymnasien, wo die Verkürzung der Schulzeit bei gleichbleibenden Lerninhalten für viele das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Durch den übervollen Stundenplan und den zunehmenden Druck, weil sie dasselbe lernen sollen wie ihre Vorgänger, dafür aber ein Jahr weniger Zeit haben, hätten die Schüler kaum mehr Freizeit. Dazu die Kürzung der Lernmittelfreiheit, immer größere Klassen, fehlende Lehrer, die Einführung von Studiengebühren - all das hat dazu geführt, dass die Schüler zum Protest aufriefen. Leonard Wolckenhaar von der Wilhelm-Raabe-Schule sieht Lüneburg in einer Vorreiterrolle: "Wir hoffen, dass von hier eine Protestbewegung ausgeht."


Vorausgegangen waren eine Menge Gespräche und viel Organisation. Die gewaltige Resonanz überrascht die Initiatoren letztlich selbst. "Das Ganze hat eine Eigendynamik entwickelt", freut sich Matthias Orlikowski.


Mit einigen hundert Mitschülern startet er am Morgen am Johanneum zu einem Protestmarsch Richtung Innenstadt. Die Schüler tragen Sticker mit der Aufschrift "Gib G8 keine Chance" - gemeint ist das achtjährige Gymnasium - und Plakate mit markigen Sprüchen wie "Ihr könnt uns alle mal . . . den Stundenplan kürzen" oder - bewusst falsch geschrieben - "Wir prauchn kaine Leera - wia sind schohn selpa schlauh!".


Auf ihrer Route legen sie auch kurzzeitig den Verkehr auf dem Stadtring lahm. Am Berge warten bereits hunderte Raabe-Schüler, am Marktplatz ebensoviele Herderschüler, die Scharnebecker Gymnasiasten stoßen wenig später hinzu. Doch auch Haupt- und Realschüler, Berufsschüler, Studenten und Eltern kommen zur Kundgebung vor dem Rathaus.


Dort machen Matthias Orlikowski und Leyla Krause von der Herderschule noch einmal deutlich, warum sie an diesem Tag streiken. "Was wir Montag lernen, haben wir Dienstag schon wieder vergessen", nennt die Herderschülerin eine Auswirkung des neuen Lerntempos.


Dann ziehen die Schüler weiter zur Landesschulbehörde, übergeben bei der zweiten Kundgebung dort Unterschriftenlisten, auf denen die Schüler ihren Protest gegen die Bildungspolitik schriftlich festgehalten haben. Christiane Scholl, stellvertretende Leiterin der Behörde, zeigt sich beeindruckt von der Masse der Teilnehmer: "Eure Anzahl hier macht deutlich, dass Bildung derzeit das Mega-Thema ist." Eine Stellungnahme zur Bildungspolitik will sie nicht abgeben, sagt aber zu: "Selbstverständlich werde ich die Listen ans Kultusministerium weitergeben - noch heute."


Lob für die Aktion der Schüler spendet Fritz Hullen vom Landeselternrat: "2500 Schüler oder mehr - das muss man erstmal auf die Beine stellen. Danke, dass Ihr hier demonstriert. Bei der Vorbereitung für das G 8 haben wir alle ein wenig vergessen, dass Ihr Schüler die Schule seid. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass Ihr wieder gerne zur Schule geht. Diese Demo ist dafür ein Ansporn." Unterstützung auf ganzer Linie sagen auch Walter Dieckmann von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie Caspar Heybl, studentischer Senator der Universität, zu.


Nun hoffen Matthias Orlikowski und seine Mitstreiter auf eine Reaktion aus Hannover. Auf eine E-Mail vor der Veranstaltung habe die Kultusministerin nicht geantwortet.

 

Landeszeitung, 09.05.08

 

 

 

Schüler streiken morgen

Kundgebung statt Unterricht - Protest gegen die Bildungspolitik

 

ahe Lüneburg. Statt zum Unterricht wollen viele Schüler aus Lüneburg morgen früh zum Marktplatz gehen: Mit einem Schulstreik und einer Kundgebung wollen sie deutlich machen, dass sie mit der Bildungspolitik in Niedersachsen nicht einverstanden sind. Das Motto: "Nicht mehr mit uns! Wir gehen raus auf die Straße für eine lebenswerte Schule."


Zum Streik ruft ein Bündnis auf, zu dem sich die vier Lüneburger Gymnasien, das Scharnebecker Bernhard-Riemann-Gymnasium und der Stadtschülerrat zusammengeschlossen haben. Sie rechnen mit bis zu 1500 Teilnehmern, Schüler verschiedener weiterführender Schulen, an der um 10.45 Uhr auf dem Marktplatz beginnenden Kundgebung. Bereits davor sind Protestveranstaltungen am Johanneum (ab 8.45 Uhr), an der Wilhelm-Raabe-Schule und an der Herderschule (jeweils ab 9.35 Uhr) geplant.


Ursprünglich wollten die Schüler von den Schulen geschlossen durch die Stadt zum Marktplatz ziehen, davon haben sie nach Gesprächen mit Stadt und Polizei aber Abstand genommen. Nun gibt es nur einen kollektiven Schülerzug, der um 9.15 Uhr am Johanneum startet und zum Marktplatz führt. Schüler Matthias Orlikowski vom Johanneum, der die Veranstaltung angemeldet hat, begründet: "Die Polizei hat uns deutlich gemacht, dass es für sie personell sehr aufwändig wäre, drei Demonstrationszüge gleichzeitig zu sichern."


Schülersprecher und Elternvertreter werden bei der Kundgebung deutlich machen, was sie warum an der Bildungspolitik auszusetzen haben. Der Protest richtet sich vor allem gegen die verkürzte Gymnasialschulzeit, für die nicht die erforderlichen Rahmenbedingungen geschaffen worden seien. Aber auch die Streichung der Lernmittelfreiheit, fehlende Lehrer und Räume, die Einführung von Studiengebühren, die Delegation von Verwaltungsaufgaben in die Schulen und die Einschränkung der Wahlfreiheit in der Oberstufe sind Kritikpunkte.


Vom Marktplatz aus ziehen die Schüler nach den Reden weiter zur Landesschulbehörde, wo gegen 11.30 Uhr eine weitere Kundgebung stattfinden wird. Viele Eltern unterstützen das Vorhaben der Schüler, obwohl der Schulstreik rechtswidrig ist, wie Stadtschülersprecher Friedemann Ewert einräumt. "Aber das nehmen wir in Kauf."


Die Stadt weist darauf hin, dass wegen der Demonstration zwischen 9.15 und 11.30 Uhr mit Beeinträchtigungen für den Verkehr gerechnet werden muss. Beim Busverkehr kann es auf den betroffenen Linien zu Verspätungen kommen.

 

Landeszeitung, 07.05.08

 

 

 

Lüneburgs Schüler haben die Nase voll

Kollektiver Schulstreik am kommenden Donnerstag - Kundgebung auf dem Marktplatz

 

ahe Lüneburg. Die Schüler in Stadt und Landkreis treten für einen Tag in den Streik: Am nächsten Donnerstag, 8. Mai, protestieren sie gegen die aktuelle Bildungspolitik. Zum kollektiven Schulstreik ruft ein Bündnis der Gymnnasien in Lüneburg und Scharnebeck die Schüler aller weiterführenden Schulen auf. Um 10.45 Uhr gibt es eine Kundgebung auf dem Marktplatz, die Veranstalter erwarten bis zu 1500 Schüler.


Die Verkürzung der Gymnasialschulzeit und der damit verbundene zunehmende Druck hat für die Schüler das Fass zum Überlaufen gebracht. "Das Thema war viel in den Medien, wir haben aber nicht den Eindruck, dass sich etwas ändert", nennt Matthias Orlikowski, Schüler am Johanneum, einen der Gründe für den Streik. Friedemann Ewert vom Stadtschülerrat stellt klar: "Uns ist bewusst, dass ein Streik rechtswidrig ist. Aber wir nehmen die möglichen Folgen in Kauf." Gleichwohl rechnen er und seine Mitstreiter nicht mit ernsthaften Konsequenzen, sie berufen sich auf das Grundrecht der Versammlungsfreiheit.


Die Mehrheit der Schüler stehe hinter dem Streik, das hätten Vollversammlungen an den Gymnasien gezeigt. Fast alle seien der Meinung, dass es so wie bisher nicht weitergehe. "Wir wünschen uns eine Rücknahme der Reform", sagt Orlikowski. Was nicht bedeute, dass die Schüler das Abitur nach zwölf Jahren grundsätzlich ablehnen. "Aber es muss besser vorbereitet werden", sagt Ewert.


Stolz schwingt mit bei den Schülern, wenn sie sagen, dass sie "eine gute Kommunikation unter den Gymnasien hinbekommen" haben, auch Schüler anderer Schulformen sie unterstützten. Das wollen auch viele Eltern. Am Johanneum etwa haben die Elternvertreter dem Streik geschlossen zugestimmt, viele wollen ihre Kinder zur Kundgebung begleiten.

 

Landeszeitung, 03.05.08

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