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Berufsverbot für kritischen Mitarbeiter

3. Juni 2008 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #soziale Gerechtigkeit - gewerkschaftliche Kämpfe

Mai 2008
KZGedenkstätte
Neuengamme:

Berufsverbot für kritischen Mitarbeiter

Solidaritätserklärung des Teams der freien Museumspädagog/innen an der KZGedenkstätte
Neuengamme
Seit Oktober 1981 besuchten über 1 Millionen Menschen das Gelände und die Ausstellungen der KZGedenkstätte
Neuengamme. Die weitaus meisten von ihnen waren und sind Schulklassen, die von gut
ausgebildeten und engagiert tätigen Menschen pädagogisch betreut werden. Mit den 1995 und zuletzt 2005
neu eingerichteten Ausstellungen zur Geschichte des KZ Neuengamme und seiner Nachgeschichte und nicht
zuletzt aufgrund der erfolgreichen pädagogischen Arbeit stieg die Zahl der Besucher/innengruppen
kontinuierlich an.
Den Erfordernissen einer pädagogischen Betreuung insbesondere der Schulklassen wird seit nun schon über
zehn Jahren ein Team von Museumspädagog/innen gerecht, die in freier Mitarbeit historische Hintergründe,
die Geschichte des Ortes und der Häftlinge vermitteln. Das Team der Freien in Neuengamme setzt sich dabei
aus unterschiedlichen Menschen zusammen, wodurch eine abwechslungsreiche, spannende und intensive
politische Bildungsarbeit ermöglicht wird, die zur Entwicklung demokratischer Werte wie Respekt,
Autonomie und Solidarität beiträgt und damit die Freiheit des Denkens, der Meinung und der Rede stützt.
Die KZGedenkstätte
Neuengamme hat sich nun dafür entschieden, auch einen Berufssoldaten der
Bundeswehr als freien Museumspädagogen zu beschäftigen. Das Team der freien Museumspädagog/innen
hält dies für bedenklich und äußerte daher mehrfach den Wunsch, diese Entscheidung unter Einbeziehung
des internationalen Häftlingsverbandes Amicale Internationale KZ Neuengamme und der
Arbeitsgemeinschaft Neuengamme e.V. mit den Verantwortlichen der KZGedenkstätte
Neuengamme zu
diskutieren. Dieser Wunsch wurde bislang stets zurückgewiesen.
Als Reaktion auf die monatelange Verweigerung einer Diskussion über die Zusammenarbeit mit der
Bundeswehr und den Einsatz eines Soldaten in der Museumspädagogik, und aufgrund der Weigerung der
Gedenkstätte, die Verbände der ehemaligen Häftlinge und ihrer Angehörigen an einer solchen Diskussion zu
beteiligen, lehnte es nun einer der freien Mitarbeiter vorerst ab, weiterhin selbst Bundeswehrgruppen
pädagogisch zu betreuen. Diese zeitweise Ablehnung des seit neun Jahren überaus erfolgreich für die KZGedenkstätte
tätigen Pädagogen, der sich außerordentlich großer Wertschätzung seitens der die Gedenkstätte
besuchenden Schulklassen und Lehrkräfte erfreut, beantwortete die Gedenkstättenleitung mit dem „Verzicht
auf die weitere Mitarbeit“. Es wurde die sofortige Sperrung des Kollegen beim für die Vermittlung von
Führungen zuständigen Hamburger Museumsdienst veranlasst. Das kommt einem Maulkorb für freie
Mitarbeiter/innen gleich und bedeutet eine empfindliche Beschädigung der Möglichkeit zur politischen
Auseinandersetzung an einem Ort, an dem die Notwendigkeit, kritische Fragen zu stellen, größer nicht sein
könnte.
Wir solidarisieren uns mit unserem Kollegen, fordern von der KZGedenkstätte
Neuengamme die sofortige
Aufhebung seiner Sperrung sowie die Einbindung der Häftlingsverbände in notwendig zu führende
Gespräche über die Gedenkpolitik und den Einsatz eines aktiven Soldaten als freiberuflichen
Museumspädagogen und Repräsentanten der KZGedenkstätte
Neuengamme.
Auf erste Proteste des Teams der freien Museumspädagog/innen ist von den Verantwortlichen der KZGedenkstätte
für den 11. Juni ein Gesprächstermin anberaumt worden. Nach diesem Gespräch wird klar sein,
welchen Weg die KZGedenkstätte
Neuengamme hinsichtlich ihres politischen Bildungsauftrages und mit
ihrer pädagogischen Arbeit künftig gehen wird und welche Art des Umgangs mit den Häftlingsverbänden
und mit kritischen und engagierten Mitarbeiter/innen sich dort etablieren wird.
Das Team der freien Museumspädagog/innen an der KZGedenkstätte
freiepaedagogen_neuengamme@yahoo.de
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