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Neonazis feiern Sonnenwende in der Heide

23. Juni 2008 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Kampf gegen Nazis - Norddeutschland

20. Juni 2008, 19:04 Uhr
Von Dirk Averesch
Brauner Spuk
Neonazis feiern Sonnenwende in der Heide
Zum astronomischen Start des Sommers wollen Neonazis zu einer Sonnenwendfeier in der Lüneburger Heide bei Eschede zusammenkommen. Schauplatz ist der Hof von NPD-Mitglied Joachim Nahtz, der sein Land seit Jahren für derlei Feste zur Verfügung stellt. Anwohner wehren sich.
Lagerfeuer
Eschedes Bürgermeister Günter Berg (parteilos) warnt: "Diese Lagerfeuer- und Zeltromantik darf nicht darüber hinwegtäuschen, was das für Burschen sind"
Die Aktion stößt bei der örtlichen Bevölkerung auf Protest: Zum astronomischen Start des Sommers wollen Neonazis an diesem Sonnabend zu einer Sonnenwendfeier in der Lüneburger Heide bei Eschede zusammenkommen. Organisiert wird der braune Spuk unter anderem von der Kameradschaft 73 Celle, die der Landesverfassungsschutz neben den Snevern Jungs aus dem Raum Schneverdingen, der Aktionsgruppe Wiking aus Wilhelmshaven und der Hildesheimer Bürgerinitiative für Zivilcourage zu den besonders aktiven der rund 20 rechtsextremen, neonazistischen und gewaltbereiten Kameradschaften in Niedersachsen zählt.
Schauplatz ist der Hof von Joachim Nahtz, Mitglied der rechtsextremen NPD, der sein Land seit Jahren für „völkische Erntedankfeste“ und Sonnenwendfeiern zur Verfügung stellt. Den Eschedern wurde 2007 unwohl, als die rechtsextreme Jugend- und Familienorganisation Heimattreue Deutsche Jugend (HDJ) mit 350 Teilnehmern ihr Pfingstlager bei Bauer Nahtz aufschlug und Medien über den militärischen Drill, die heimattreue, antidemokratische und antisemitische Indoktrination von Kindern und Jugendlichen berichteten.

Sie gründeten das Bürgerschaftliche Bündnis gegen Rechtsextremismus, um Aufklärungsarbeit zu leisten. „Diese Lagerfeuer- und Zeltromantik darf nicht darüber hinwegtäuschen, was das für Burschen sind“, sagt Eschedes Bürgermeister Günter Berg (parteilos). Die Bundesregierung bestätigte 2007 in der Antwort auf eine Kleine Anfrage Parallelen zwischen HDJ und Wiking Jugend (WJ). Diese wurde 1994 wegen ihrer Wesensverwandtschaft mit NSDAP und Hitler-Jugend verboten.
Gegen die Sonnenwendfeier, zu der im vergangenen Jahr rund 200 Teilnehmer kamen, will Eschede mit einem offenen Brief in der örtlichen Zeitung die Stimme erheben. „Da wird deutlich gesagt, wo wir stehen“, erklärt Berg. Jegliche Gespräche mit dem Landwirt Nahtz seien gescheitert. „Das ist ein fehlgeleiteter Mensch.“ Verschiedene antifaschistische Aktionen, das Celler Forum gegen Rechtsextremismus und Gewalt sowie der DGB haben für diesen Sonnabend zu einer Demonstration in Eschede aufgerufen.
Rechte agieren teils unter bürgerlicher Tarnkappe
Während sich die Kameradschaft 73, deren Name an die einst in Hannover stationierte SA-Standarte73 angelehnt ist, mehr oder weniger offen auf die Tradition von Hitlers Straßenkämpfern beruft, agieren beispielsweise die Snevern Jungs teilweise unter bürgerlicher Tarnkappe. „Die sind um ein gutes Image bemüht, wollen sich als brave deutsche Jungs präsentieren“, warnt Maren Brandenburger, Sprecherin des niedersächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz. Sie sind in Vereinen präsent, machen bei Müllsammelaktionen mit oder geben sich sportlich. Die Kameraden fehlen aber auch bei Neonazi-Aufmärschen oder Skinhead-Konzerten nicht.
Schneverdingen wurde im vergangenen Jahr wachgerüttelt, als Medien über die Snevern Jungs berichteten, die den Volkslauf auf dem Heideblütenfest wiederholt für braune Propaganda missbrauchten. Daraufhin verabschiedete der Stadtrat gegen Bürgermeister Fritz-Ulrich Kasch (CDU) und die zwei Stimmen der örtlichen Wählergemeinschaft eine Resolution gegen Rechtsextremismus, es gründete sich das Bürgerbündnis Bunt statt Braun. „Wir wollen Gesicht zeigen und zusammenkommen, wenn sich Rechtsextreme versammeln“, verspricht nun der Erste Stadtrat Friedrich Heine (parteilos).
Die Landtagswahl 2008 verdeutlicht die Strategie der Neonazis. Die NPD verzeichnet überall dort überdurchschnittliche Ergebnisse, wo sich die bundesweit vernetzten Kameradschaften im Wahlkampf stark engagiert haben – laut Verfassungsschutz in Stade, Osterode und Soltau-Fallingbostel. Viele bekannte Neonazis und Anführer von Kameradschaften sind für die NPD als Direktkandidaten angetreten. „Sie stehen für das Zusammenspiel zwischen freien Kräften und der NPD“, erklärt Verfassungsschützerin Brandenburger.

Quelle: Welt Online
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