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Friedlicher Protest gegen Nazitreffen – Escheder halten sich stark zurück

25. Juni 2008 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Kampf gegen Nazis - Norddeutschland

Friedlicher Protest gegen Nazitreffen – Escheder halten sich stark zurück

Polizei zählt bei Sonnenwendfeier auf Hof Nahtz 160 Teilnehmer

Ungewissheit hatte vor der Demonstration gegen das erneute Nazitreffen am Rande von Eschede eine große Rolle gespielt. Nach dem friedlichen Protestumzug, der von viel Polizei begleitet wurde, herrschte dann am Samstagabend im Dorf Erleichterung vor.

 

ESCHEDE.

Ohne Zwischenfälle ist am Samstagnachmittag in Eschede die von der Antifaschistischen Aktion (Antifa) Lüneburg-Uelzen veranstaltete Demonstration gegen die Sonnenwendfeier bei Landwirt Joachim Nahtz verlaufen. Knapp zwei Stunden lang hatte sich der von starken Polizeikräften begleitete Protestzug vom Bahnhof durch den Ort und wieder zurück zum Ausgangspunkt bewegt. Der Veranstalter sprach von 300 Teilnehmern, die Polizei zählte rund 230 Demonstranten.

Seit dem Vormittag waren Polizeikräfte am Escheder Bahnhof zusammengezogen worden. Neben Bereitschaftspolizei war auch eine Hundertschaft Bundespolizei im Einsatz. Ihrer Aufgabe, die anreisenden Teilnehmer aus dem linken und rechten Spektrum zu trennen, mussten sie kaum nachkommen, denn nur vier Neonazis waren mit der Bahn gekommen.

Kurz vor 15 Uhr hatte die Auftaktkundgebung am Bahnhof begonnen. Olaf Meyer von der Antifa nannte den Anlass der Demonstration: „Hof Nahtz hat sich zum wichtigsten Nazi-Treffpunkt in Norddeutschland entwickelt“, sagte er. Meyer übte Kritik an der Polizei. Sie habe ein Bild von gewalttätigen Demonstranten konstruiert. Offensichtliches Ziel der Polizei sei es, die Nazitreffen bei Nahtz ungestört ablaufen zu lassen.

Viele Escheder verfolgten den Demonstrationszug von ihren Grundstücken aus. Mit Blick auf die starke Polizeipräsenz waren auch Sätze wie „So viel Geld für so einen Schwachsinn“ zu hören. Hinter dem Block mit großen Transparenten, in dem sich auch der Lautsprecherwagen bewegte, hatten sich anfangs 60 Einwohner aus der Samtgemeinde Eschede eingereiht, später einige mehr. Mit dabei war auch Samtgemeindebürgermeister Günter Berg.

Auch aus diesen Reihen gab es kritische Stimmen. „Die meisten Escheder schauen weg. Sie haben wenig Rückgrat“, sagte ein Teilnehmer, der mit Frau und zwei Kindern dabei war. „Wir sind sehr zufrieden mit dem hinteren Teil der Demo. Das haben wir nicht erwartet“, sagte Meyer am Abend nach der Abschlusskundgebung am Bahnhof. „Wir haben angefangen, etwas zu initiieren.“ Man wolle weitere Veranstaltungen in Eschede planen.

Berg zeigte sich erleichtert über den friedlichen Verlauf der Demonstration. Den Eschedern sei unklar gewesen, was auf sie zukomme, deshalb sei für ihn die Zurückhaltung nachvollziehbar. „Wir müssen öffentlich machen, was bei Nahtz wirklich los ist“, sagte Berg. Dafür müssten geeignete Instrumente gefunden werden.

Gegen 18.30 Uhr waren nahezu alle Polizeikräfte am Escheder Bahnhof wieder abgezogen, im Dorf war die Wochenendstimmung weitgehend wieder eingekehrt. Am Abend verschaffte sich der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Adasch einen Überblick über die Situation am Finkenberg und sprach dort mit Polizeibeamten. Er nannte das erneute Nazitreffen schlimm. Dass die Escheder Kirchengemeinde an den dafür Verantwortlichen Land verpachte, sollte sie überdenken.

Auf Hof Nahtz hatten sich bereits am Nachmittag Kinder und Erwachsene zu Spielen getroffen. Am Abend fand dann mit rund 160 Teilnehmern das Sonnenwendfeuer statt. Gestern Vormittag reisten die Letzten wieder ab.

Nach Einschätzung eines Polizeibeamten vom Staatsschutz hat das zweitägige Treffen der Neonazis die Szene enorm gestärkt. „Die gehen hier mit geschwellter Brust heraus“, sagte er. Zu den angereisten Rechtsextremisten zählten unter anderem die führenden Köpfe Christian Worch und Thomas Wulff.

 

 

Joachim Gries

23.06.2008 12:58; aktualisiert:23.06.2008 13:04

Quelle: Cellesche Zeitung
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