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Hildesheim/Munster – Neonazi? Tätowierer lässt Fragen offen

29. Oktober 2008 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Nazis Munster - Hildesheim

Hildesheim – Neonazi? Tätowierer lässt Fragen offen


Neonazi? Tätowierer lässt Fragen offen

Er sagt, er sei raus aus der Neonazi-Szene: Hannes Knoch, der in Hildesheim ein Tattoostudio betreibt, bei seinem Auftritt in Munster.
Foto: Eichler

(hei) Der Hildesheimer Tätowierladen-Betreiber Hannes Knoch hat sich erstmals in einer öffentlichen Veranstaltung zu den Vorwürfen gegen ihn geäußert, er sei immer noch in die Neonazi-Szene verstrickt. Am Montagabend sprach er auf Einladung des Suchthilfevereins „Cafe Atempause“ in Munster, wo er ebenfalls ein Geschäft betreibt. Knoch erklärte, er habe sich nach 2001 vom Rechtsextremismus abgewandt. Zwar habe er weiter Freunde, die er aus dieser Zeit kenne, doch seien diese ebenfalls aus der Szene ausgestiegen: „Ich kenne keine aktiven Neonazis mehr“, versicherte er.
Das Landgericht Halle/Saale hatte ihn im März verurteilt, weil er 2001 in Tostedt (Kreis Harburg) ein Konzert zum Gedenken an den englischen Neonazi-Sänger Ian Stuart organisiert hatte. „Ich habe mich von Ende der 90er Jahre bis 2001 in der rechten Szene bewegt“, räumte Knoch jetzt bei der Veranstaltung in Munster ein. Nie sei er aber Mitglied der von Stuart gegründeten und in Deutschland verbotenen Neonazi-Organisation Blood and Honour gewesen. „Ich bin keine hochkarätige Führungsfigur und kein Organisationsgenie“, beteuerte er bei seinem Auftritt.
Nachfragen aus dem Publikum griffen immer wieder seinen Umgang mit zwielichtigen Freunden auf. Mit Marcel Ulrich etwa, Betreiber der Munsteraner Kampfsportschule Close Combat School, der bei einer Info-Veranstaltung über Knoch Anfang September in Munster mit einem Abzeichen der rechtsextremistischen „Artgemeinschaft“ aufgetaucht war. Eine Erklärung dafür hatte Knoch nicht. Er wolle jedoch nicht nach 20 Jahren zu Freunden sagen, er kenne sie nicht mehr. Gleiches nahm er für seinen Freund und Geschäftspartner Hannes Franke in Anspruch, der im Juni mit Mirko Appelt fotografiert wurde, Kopf der Neonazi-Truppe Selbstschutz Sachsen-Anhalt („SS-SA“).
Seit zehn Jahren betreibt Knoch in Hildesheim seinen Tätowierladen, seit drei Jahren zudem in Munster das Geschäft Dezentral mit Bundeswehr-Ausrüstung. Kontakte zur rechten Szene gebe es dabei nicht, sagte Knoch: „Wenn einer zu mir kommt und eine Tätowierung von Heinrich Himmler haben will, gebe ich ihm eine Ohrfeige.“ Er lasse auch keine Extremisten mehr bei seinen militärischen Überlebenstraining zu – Fotos hatten belegt, dass das in der Vergangenheit nicht so war. „Ich wusste bei zwei Teilnehmern, dass sie eine rechte Einstellung haben, aber es hat mich nicht interessiert“, kommentierte Knoch Kritik daran.
Anders als bei der von der SPD mitorganisierten Veranstaltung im September in Munster zeigten sich jetzt im „Cafe Atempause“ alle drei Ratsfraktionen am Thema interessiert. Bürgermeister Adolf Köthe (CDU) saß kaum einen Meter von Knoch entfernt, nah dabei auch SPD-Fraktionschefin Renate Kapp. Sie wollte von dem Geschäftsmann wissen, wie er Rechtsextremist wurde. Er habe sich für Geschichte interessiert und sei fasziniert gewesen vom Dritten Reich – so wie auch viele Amerikaner und Briten fasziniert seien. „Dann bin ich auf einer Musikveranstaltung gelandet, wo das sehr subjektiv, wo es positiv gesehen wurde“, schildert Knoch. „Bereuen Sie das?“, will ein Besucher wissen. „Natürlich, man bereut es immer, wenn man etwas aufgesessen ist, was falsch ist.“
Heute erlaube er sich den Luxus, in keiner Szene zu sein, er habe sich weiterentwickelt und lehne Gewalt und Extremismus ab, erklärte Knoch. „Ich kenne auch Leute aus der linken Szene, die mich akzeptieren – es wird Zeit, dass ihr das auch tut“, appellierte Knoch an die Besucher. Viele gingen ähnlich skeptisch wie der Antifa-Aktivist Olaf Meier. Der hatte Knoch entgegengehalten: „Du sagst, du bewegst dich nicht mehr in der rechten Szene – aber die rechte Szene bewegt sich um dich, in Hildesheim und auch in Munster.“

Quelle: Hildesheimer Allgemeine 29.10.2008
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T
Knoch war gestern sowas von glatt und geschickt und hat vermutlich bei nahezu allen Konservativen und Christen reichlich Pluspunkte gesammelt. Zumindest reicht es, dass - so vermute ich - niemand mehr aus Munster (auch nicht SPD) offen gegen Knoch vorgehen werden. Zwar wird er, am Beispiel seiner Haltung zu Bergen-Belsen, für nicht sensibel gegenüber dem NS-Verbrechen gehalten, aber was solls wenn beim Publikum seine Relativierung und Verharmlosung der NS-Verbrechen durch Gleichsetzung mit Links (das ist das gleiche wie Stalin, wenn Stalin nicht gar schlimmer war!) ankommt.
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