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ANNE FRANK - Eine Aufforderung für immer

7. Dezember 2008 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Kampf gegen Nazis

ANNE FRANK - Eine Aufforderung für immer

Ganz persönliche Gedanken zu Anne Franks 80. Geburtstag am 12. Juni 2009

©Von Heide Kramer, Hannover

 

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"Anne Frank, Amsterdam, Mai 1942"

©Aquarell von Heide Kramer, Hannover

 

 

Als ich 15 Jahre alt war, entdeckte ich irgendwann meine (häufig lesende) Schwester vertieft in "Das Tagebuch der Anne Frank".

Wer denn Anne Frank sei, wollte ich von meiner drei Jahre älteren Schwester wissen und was es mit diesem Tagebuch denn überhaupt auf sich habe. Doch sie wollte es mir nicht verraten. Das machte mich sehr neugierig, sodass ich heimlich dieses geheimnisvoll anmutende Büchlein entwendete und in eins durchlas. ---- Ich war total fasziniert. -

So kam ich zu Anne Frank. Sie blieb und bestimmte Abläufe in meinem Leben. In jenen Jugendjahren identifizierte ich mich mit ihr, und sie wurde mir zunehmend zur gleichaltrigen Freundin.

Als mir meine Eltern zu meinem 16. Geburtstag - es geschah zufällig - ein Tagebuch schenkten, kam ich auf die Idee, das Tagebuch in dem Stil zu führen wie es seinerzeit Anne Frank tat: Sie schrieb bekanntlich an die imaginäre Freundin "Liebe Kitty", ich dagegen entschied die Anrede "Liebe Anne". -- Ich denke, das ist der Grund, weshalb ich es später nachvollziehen konnte, wie entlastend und kooperativ es in Annes außergewöhnlicher Situation im Versteck gewesen sein muss, nicht nur ein gängiges Tagebuch, sondern es auch in dieser von ihr gewählten Form zu führen.

In der Schule fiel mein Interesse an Anne Frank auf. Wohl auch daher, weil ich, selbst gern schreibend, Aufsätze an sie richtete, die vorgelesen wurden. Einmal stellte ich mir bildhaft vor, wie die Zeit 20 Jahre zuvor für Anne Frank, ihre Familie und mit mir im Versteck gewesen sein könnte. Ich unterstrich diese Vision mit entsprechenden Zeichnungen. Leider sind die Impressionen nicht mehr existent, auch nicht das von mir geführte Tagebuch "Liebe Anne". Diesen Verlust bedaure ich heutzutage!

Sich ausgerechnet in einem sehr jugendlichen Alter für Anne Frank zu interessieren, war Ende der fünfziger/Anfang der sechziger Jahre durchaus kein Selbstverständnis. Die Geschichte Anne Franks begann damals in Deutschland gerade ein wenig durchzuleuchten, man thematisierte die Shoa und ihre Opfer noch immer nicht so gern. Sicher gab es bereits engagierte junge Menschen, die sich mit Anne Frank auseinander setzten und in Delegationen nach Amsterdam reisten, um im gerade eröffneten "Anne-Frank-Haus" mit Otto Frank zu diskutieren. 1958 strahlte der Rundfunk erstmals Ernst Schnabels Feature "Anne Frank - Spur eines Kindes" aus.

Als ich Anne altersmäßig zurückließ, begann ich zu recherchieren. Ich sammelte Presseberichte, damals noch seltene Fotos, kaufte mir aktuelle Bücher. Später wurde das Schicksal Anne Franks ja hinreichend von den Medien aller Art aufgegriffen.

Im Dezember 1990 habe ich den Amsterdamer Helfern Frau Miep und Herrn Jan Gies als Zeichen meiner Hochachtung mein erarbeitetes Ölbild "Anne" gewidmet. Ich betrachtete diese Handlungen als eigene Aufarbeitung und erhielt auf diese Weise eine Antwort auf die lange ungeklärte Frage, warum mich "eigentlich" Annes Schicksal in gerade so jungen Jahren geprägt hat.

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Heide Kramer am 21. April 2002 in Bergen-Belsen

am Gedenkstein für Margot und Anne Frank.

Ursprungstext:©Heide Kramer, Mai 1999: Ganz persönliche Gedanken zu Anne Franks 70. Geburtstag am 12. Juni 1999. 

Aquarell: "Anne Frank, Amsterdam, Mai 1942": ©Heide Kramer, Hannover, März 2000 (Glückwunschkarte zum Geburtstag 28. März 2000 für Gertrud Trenz-Naumann in Frankfurt am Main).

 

©Foto: Privat.

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