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Protest gegen Ludendorffer in Braunschweig

14. März 2009 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Artikelserie "Ludendorffer"

antifaschistische nachrichten     Nummer 21 / 1996
Der "Bund für Gotteserkenntnis/ Ludendorffer e.V." und Gerhard Bracke

Europa Vorn , Nr. 108, 15.9.96

Der faschistische "Bund für Gotteserkenntnis/Ludendorffer e.V." (BfG) versuchte im vergangenen Jahr in Braunschweig eine Veranstaltung durchzuführen, die jedoch durch antifaschistischen Protest verhindert werden konnte. Bei der Beschäftigung mit dem BfG stießen Braunschweiger AntifaschistInnen auf den Studiendirektor Gerhard Bracke, der am Braunschweiger Wilhelm-Gymnasium die Fächer Deutsch und Geschichte unterrichtet. Bracke ist beim BfG aktiv tätig und schreibt in dessen Zeitschrift "Mensch und Maß". Als die Jugend Antifa Aktion (JAA) im August 1996 begann, Brackes Aktivitäten durch Flugblätter öffentlich zu machen, startete er eine Verleumdungskampagne gegen antifaschistische Gruppen. Im Wilhelm-Gymnasium hängte er verschiedene an die SchülerInnen gerichtete Schriftstücke aus, in denen er versucht, durch die Diffamierung antifaschistischer Gruppen von sich abzulenken und die SchülerInnen gegen die JAA aufzuhetzen. Wir dokumentieren einen Offenen Brief der JAA zu diesen Vorgängen:

Offener Brief

Am Braunschweiger Wilhelm-Gymnasium unterrichtet der Studiendirektor Gerhard Bracke die Fächer Deutsch und Geschichte. Bracke ist seit vielen Jahren beim faschistischen "Bund für Gotterkenntnis/Ludendorffer" als Referent, Ideologe und geistiger Brandstifter tätig. Desweiteren fiel er durch seine Teilnahme bei Treffen anderer nationalistischer Organisationen und Gruppen auf, wie z.B. beim NPD-Aufmarsch 1977 auf dem Braunschweiger Burgplatz oder durch seine Mitwirkung beim Begräbnis des Hithernachfolgers Karl Dönitz 1981 in Hamburg.

Am 24.9.1995 sollte in einer Braunschweiger Gaststätte eine Veranstaltung des "Bund für Gotterkenntnis" (BfG) stattfinden, die jedoch durch den Protest mehrerer antifaschistischer Gruppen verhindert werden konnte. Der BfG zählt mit den ihm angeschlossenen Vereinen zu den größten faschistischen Organisationen in der BRD und ist fest ins bundesweite Netz nationalistischer und faschistischer Organisationen eingebunden. Seine Anhänger beziehen sich auf die antisemitischen Verschwörungstheorien Erich Ludendorffs, der am 9.11.1923 Mitinitiator des Hitler-Putsches war und mit seiner Frau Mathilde den BfG gründete. Mathilde Ludendorff wurde 1950/51 von der Münchner Spruchkammer wegen "Begründung, Stärkung und Erhaltung der nationalsozialistischen Rassenlehre" als "Wissenschaflichen Antisemitismus" verurteilt.

Eben dieser "wissenschaftliche Antisemitismus", der auf einer obskuren "Rassenlehre" beruht, ist fester Bestandteil der inhaltlichen Ausrichtung des BfG, der einen aggressiven Antisemitismus propagiert und offen rassistisch auftritt. So sprechen die Ludendorffer von einer drohenden "Ausrottung des deutschen Volkes und davon, daß "durch Zuzugsgenehmigungen für Primitivausländer der Schatz an hochwertigem Genmaterial zerstört" werde ("Mensch und-Maß" 2/93, Zeitung des BfG). Entsprechend anerkennend heißt es denn auch zu den Pogromen in Rostock, daß "den Demonstranten eine große Welle der Sympatie entgegenschlug" (ebenda). Hier wird deutlich, wie der BfG Lunten legt, die vom faschistischen Mob angezündet werden.

Im Zuge der damaligen Recherchen über diese Organisation wurde bekannt, daß der Gymnasiallehrer Gerhard Bracke beim BfG aktiv ist. So schreibt er z.B. in bezug auf die Thesen der Ludendorffer in "Mensch und Maß" vom März 1993 unter der Überschrift "Hünxe oder die wahren Ursachen": "In Mißkredit gebracht wird damit - (mit der Thematisierung von Rassismus - der Verf.) jedes Bekenntnis zu Volk und Heimatland, insbesondere jedes völkische Kulturbewußtsein, da in der 'Stimmungsdemokratie' der geschichtslose Bundesbürger nicht mehr zu unterscheiden vermag zwischen einer Überzeugung, die jede Volkszugehörigkeit im Sinne des göttlichen Schöpfungszieles achtet und dem gewaltbereiten Fanatismus, dem es grundsätzlich an ethischer Orientierung in erschreckender Weise mangelt."

Auch nach Bracke ist die "Volkzugehörigkeit" "gottgegeben", also wäre es im Umkehrschluß Frevel, sie nicht zu beachten. Diese "Achtung" schließt dann also auch z.B. die Heirat zweier Menschen aus verschiedenen Ländern aus, denn dann käme schließlich die "Volkszugehörigkeit" durcheinander. Schon sind wir bei der "Bedrohung eines Volkes" angelangt und nicht mehr weit von der "Rassenlehre" entfernt.

In "Mensch und Maß" vom August 1995 gibt der Geschichtslehrer Bracke in einem offenen Brief an Helmut Kohl Auskunft über seine Sicht der Geschichte. So bemängelt er ein "monokausales Geschichtsbild" und findet: "Der erste Bundeskanzler verfügte noch über das heute oft zu vermissende historische Bewußtsein. Vermutlich stimmte er gerade deshalb am 23. März 1933 für das Ermächtigungsgesetz. Und während Sie, Herr Bundeskanzler, für den 30.01.1933 kollektiv das deutsche Volk verantwortlich machen, hat ... Dr. Konrad Adenauer, ihr großer Amtsvorgänger, noch im Januar 1933 öffentlich erklärt: 'daß nach meiner Meinung eine so große Partei wie die NSDAP in der Regierung vertreten sein' müsse. "

Für Bracke sind derartige Aussprüche und das Zustimmen zum Ermächtigungsgesetz also Ausdruck eines zu vermissenden historischen Bewußtseins. Daß er versucht, dieses Bewußtsein seinen Schülerinnen zu "vermitteln" und rassistische Hetze sowie eine gewisse Verherrlichung des deutschen Faschismus und seiner Protagonisten auch in seinen Unterricht einfließen läßt, ist bekannt. Gerade in bezug auf die Aktivitäten des BfG, der mit Feriencamps und Schulungszentren vor allem auf die Agitation Jugendlicher abzielt, spielt Bracke in seiner Position als Lehrer eine wichtige Rolle. Getreu dem, was die Ludendorfferin Gunda Siling 1976 zum Thema "Kindererziehung - eine verantwortungsvolle Aufgabe" schreibt: "Schon das Wort 'Volkserhaltung' ist heute bei Schülern und Lehrern unbekannt, und der Gebrauch der Worte 'Rasse' oder gar 'Rassereinheit' ist verpönt. Hier müssen die Eltern ihren Kindern alles nötige mitgeben."

Ein Lehrer, der als Autor, Referent und ideologischer Brandstifter bei einer offen faschistischen und nationalistischen Organisation wie dem BfG aktiv tätig ist, darf nicht weiter unterrichten. Wir fordern alle fortschrittlichen, demokratischen und antifaschistischen Kräfte und Personen auf, sich dafür einzusetzen, daß der Faschist Gerhard Backe nicht länger seine menschenverachtende Hetze im Schulunterricht verbreiten kann.


Jugend Antifa Aktion JAA Braunschweig, den 4. September 1996
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