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„Erst der Anfang der Diskussion“

22. Oktober 2010 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Hells Angels & Neonazis

Walsrode - (sal) · „Wir führen in dieser Stadt keinen Feldzug gegen die Hells Angels oder deren Mitglieder“, sagte gestern Nachmittag Detlef Gieseke, Ratsmitglied der Grünen in Walsrode im Pressegespräch. Seine Aufgabe als Politiker sehe er darin, zu informieren und aufzuklären. Und dies solle unter anderem am 3. November mit einer Veranstaltung in der Walsroder Stadthalle geschehen. Titel: „Wie gefährlich sind die Hells Angels? Was ist in Walsrode zu tun?“

Nach einem Anschlag auf zwei Autos auf seinem Grundstück vor eineinhalb Wochen, den der Ratsherr mit seinen politischen Aktivitäten in Verbindung bringt, suchen er und seine Parteikollegen nun die Öffentlichkeit. So könne der Schutz seiner Familie besser gewährleistet werden, sagte Gieseke. Er hätte drei Möglichkeiten für sich gesehen: Die Veranstaltung absagen, sich aus der Ratspolitik zurückziehen oder Öffentlichkeit herstellen. Er hätte sich für die dritte Variante entschieden. „Wir wollen zeigen, dass solche Dinge nicht unter den Tisch zu kehren sind.“

Er berichtete, dass die Grünen Walsrode seit einem halben Jahr versuchen, in der Stadt die Abwehrkräfte gegenüber Formen der organisierten Kriminalität zu stärken. Die vorgeschlagene Empfehlung an Stadtmarketing und Vereine, in Zukunft keine Dienste und Spenden von Personen und Firmen mehr anzunehmen, die Mitglieder der Hells Angels sind beziehungsweise in Zusammenhang mit ihnen stehen, hätte keine Mehrheit gefunden. Diese Initiativen der Grünen seien auf die Gremien des Rates beschränkt gewesen und in vertraulichen Sitzungen behandelt worden, um den Ruf der Stadt zu schonen und die Chancen für eine Einigung nicht zu gefährden.

Gieseke: „Die Ratsmitglieder haben vermieden, einen Beschluss zu fällen.“ Ganz nach dem Motto: „Ich sehe nichts, ich höre nichts. Deshalb kann und will ich nichts sagen.“ Das Problem in Walsrode sei eine Mischung aus schlechtem Gewissen und wirtschaftlicher Abhängigkeit.

Im September sei die Entscheidung für die offene Diskussion in der Stadthalle gefallen. Eingeladen sind unter anderem Silke Stokar, langjährige innenpolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion und die Journalistin Christine Kröger, die sich seit langem mit dem Thema Hells Angels befasst.

Zur Erarbeitung eines Sicherheitskonzeptes seien Gespräche mit Vertretern des LKA und der hiesigen Polizei geführt worden. Übereinstimmende Aussage: Ein Anschlag sei unwahrscheinlich, da sich die Hells Angels damit nur selbst schaden würden. Menschen mit Kutte hätten keinen Eintritt in die Stadthalle. Darüber hinaus hat Hells-Angels-Mitglied Wolfgang Heer seine Teilnahme zugesagt. Auch die Polizei werde vor Ort sein, sagte Gieseke.

Aus den Erfahrungen der vergangenen Wochen ziehen die Grünen folgende Konsequenzen: Der Landesverband Niedersachsen der Grünen wurde gebeten, die Verantwortung für die Veranstaltung am 3. November zu übernehmen. Die Bürgermeisterin und der Rat werden weiter zu einer öffentlichen Stellungnahme zum Anschlag aufgefordert. Vereine und gesellschaftliche Gruppen in Walsrode sollten in Zukunft Geldzuwendungen und Dienste aus dem Umfeld der Hells Angels zurückzu weisen.

„Wir möchten die Diskussion haben, ob es richtig ist, Geld von den Hells Angels anzunehmen“, sagte Gieseke. Grünen-Vorstandsmitglied Holger Stolz berichtete, dass es keine neue Erscheinung sei, dass bestimmte Gruppierungen im Drogenmilieu Einfluss hätten. Die Hells Angels dehnten sich aber immer mehr in andere Bereiche aus. Und das bereite ihnen für Walsrode Sorgen. „Wir kriegen die Probleme erst in den Griff, wenn wir sie thematisieren. Ich denke, die Diskussion in dieser Stadt fängt erst an.“

Quelle: www.krieszeitung.de 22.10.2010

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