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NDR-info 8.6.11 Walsrode: Bürgermeisterin - Medienschelte - Hells Angels

8. Juni 2011 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Hells Angels & Neonazis


Walsrode stellt sich die "Rocker-Frage"
von Stefan Schölermann, NDR Info

Mitglieder der Rockergruppe "Hells Angels" © dpa Detailansicht des Bildes Es ist offenbar etwas in Bewegung gekommen, beim Thema "Rocker in Walsrode", das war wohl das wichtigste Ergebnis des "Runden Tisches" vom Dienstag in der Stadt - und es war das Fazit, das Bürgermeisterin Silke Lorenz am Nachmittag zog. Zwischen den Zeilen ließ sie durchklingen, dass sie selbst mehr Distanz zu Firmen fordere, die von Rockergruppen dominiert werden, auch wenn sie eine ausdrückliche Empfehlung an Vereine und Verbände nicht formulieren wollte: "Es muss jedem selbst überlassen bleiben, wie er sich mit diesem komplizierten Thema auseinandersetzt."

Wiederkehrendes Thema auf der Tagesordnung

Am Vorabend hatte die Bürgermeisterin Parteien, Vereine, Verbände und  Kirchenvertreter zu einem "Runden Tisch" ins Rathaus eingeladen, nachdem das Thema "Rocker in Walsrode" seit Monaten in der Stadt immer wieder auf der  Tagesordnung gestanden hatte. Konkreter Hintergrund dafür ist eine in Walsrode ansässige Sicherheitsfirma, die unter anderem dem erklärten Rocker und Bordellbesitzer Wolfgang Heer gehört. Mitarbeiter dieser Firma versehen auch den Sicherheitsdienst bei kulturellen und musikalischen Veranstaltungen.

"Mehr Distanz zu 'Hells Angels' nahen Firmen"

Ein Umstand, an dem im Herbst vergangenen Jahres Detlef Gieseke, der Ratsherr der Grünen, und seine Fraktion Anstoß genommen hatten. Immer wieder hatte er, auch in öffentlichen Veranstaltungen, mehr Distanz zu solchen Gruppierungen und ihren Firmen gefordert. Dafür war er zum Teil heftig in der Öffentlichkeit kritisiert worden. Bürgermeisterin Silke Lorenz sagte dazu am Nachmittag: "Alle Teilnehmer des Runden Tisches waren sich einig, dass Herr Gieseke ein wichtiges Thema angesprochen hat". Differenzen gebe es lediglich darüber, wie man in der Öffentlichkeit mit dem Thema umgehe.

Kritik an Info-Veranstaltung

So kritisierte Bürgermeisterin Lorenz unter anderem eine öffentliche Veranstaltung, zu der Gieseke im Herbst vergangenen Jahres in die Walsroder Stadthalle eingeladen hatte, um über Rocker und ihre Gefahren zu informieren. Mehrere hundert Teilnehmer waren dieser Einladung gefolgt - unter anderem auch eine massiv auftretende Abordnung der Rocker selbst. Dass legte Bürgermeisterin Lorenz dem Ratsherrn der Grünen jetzt zum Nachteil aus: "Man dürfe diesen Leuten kein Forum geben", sagte die Bürgermeisterin. Sie selbst sei der Veranstaltung bewusst ferngeblieben: "Die Überlegung, mit Herrn Heer gemeinsam öffentlich aufzutreten, ist mir unerträglich." Zugleich aber räumte sie ein, in der Rückschau nicht immer richtig gehandelt zu haben, beispielsweise, als sie sich im Jahr 2007 mit dem Sohn von Rocker Wolfgang Heer, Michel Heer, ebenfalls ein Mitglied der "Hells Angels", bei der Eröffnung von dessen Bowlingcenter in Walsrode ablichten ließ: "Mit dem Wissen von heute würde ich das nicht noch einmal machen", sagte Walsrodes Bürgermeisterin.

Keine eindeutige Empfehlung an Vereine und Verbände

Dennoch wollte sie sich nicht dazu durchringen, in ihrer Eigenschaft als Bürgermeisterin eine eindeutige Empfehlung an Vereine und Verbände auszusprechen: "Wie soll ich das tun, wenn wir bei einer rechtlichen Prüfung zu dem Ergebnis kommen, dass gegen die in Frage kommenden Firmen und Personen nichts vorliegt."

Das könnte sich möglicherweise bald ändern: Ordnungsamtsleiter Klaus Bieker bestätigte, dass gegen die Walsroder Sicherheitsfirma "Bodyguard Security" ein ordnungsrechtliches Ermittlungsverfahren eingeleitet worden sei. Hintergrund sind Auseinandersetzungen am Rande eines Fußballspiels im April, bei dem Sicherheitskräfte im T-Shirt der "Bodyguard Security" ihre Kompetenzen möglichweise deutlich überschritten hatten. Die Polizei sprach von einem "übertrieben harten Verhalten". Konkret gehe es um acht Personen, die nicht bei ihm gemeldet worden seien, sagte der Ordnungsamtsleiter. Die Firma habe bei einer Anhörung mitgeteilt, die Männer im T-Shirt der Firma seien nicht mit Sicherheitsaufgaben betraut gewesen. Ordnungsamtsleiter Klaus Bieker dazu: "Es steht im Raum, ob sie Teleskopschläger und Pfefferspray dabeihatten."

Umgang mit der Presse in der Kritik

Breiten Raum nahm am Nachmittag der Umgang der Bürgermeisterin mit der Presse ein. Beim gestrigen "Runden Tisch" hatte die Bürgermeisterin lediglich einem Vertreter einer lokalen Zeitung Zugang gewährt. Anfragen von anderen Regionalzeitungen, Rundfunksendern und bundesweiten Magazinen wurden abgelehnt. "Man habe mit der Berichterstattung überregionaler Medien schlechte Erfahrungen gemacht", sagte Silke Lorenz. Pressevertreter protestierten  am Nachmittag ausdrücklich gegen dieses Vorgehen und sprachen von einer Einschränkung der Pressefreiheit.

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