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Neupack-Streik: Kritik an BCE-Streiktaktik - Streikende müssen selbst bestimmen

13. März 2013 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #soziale Gerechtigkeit - gewerkschaftliche Kämpfe

SOLI-KREIS NEUPACK
 Die Streiklage

- Was können die Streikenden bzw. UnterstützerInnen angesichts des Flexi-Streiks und der daraus folgenden zeitlichen Unberechenbarkeit für uns an Unterstützungsaktionen unternehmen? Z.B. Fahrt nach Rotenburg, usw.
- Oliver Venske, stellv. Bezirksleiter IG BCE hatte letzten Donnerstag im Zelt dem Soli-Kreis Manipulation der Streikenden vorgeworfen. Er hatte unseren Brief an die Streikenden, der am Mittwochnachmittag ausgelegt wurde, eingesammeltl und die Herausgabe verweigert. (Der Brief siehe Anhang). Oliver Venske will am Dienstag zum Soli-.Kreis kommen und sein Verhalten begründen.
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Hier der von Oliver Venske eingesammelte Brief des Soli-Kreises:
Brief an die streikenden KollegInnen, Gewerkschaft und Unterstützer
Es finden zur Zeit besonders nach Ausrufen des Flexi-Streiks vielfältige Diskussionen über die verschiedenen Aspekte des Streiks statt, die aber oft sehr zufällig geführt werden, nur in kleinen Kreisen und zumeist ohne Konsequenzen in der Luft hängen bleiben. Mit diesem Brief wird die Absicht verfolgt diese Diskussionen zu befördern, indem einfach mal Standpunkte vertreten werden, an denen sich weiter auseinandergesetzt werden kann.
Flexi – Streik kann erfolgreich sein, muss aber auch flexibel geführt werden !
Vor Ausrufen des Flexi- Streiks Ende Januar hatten viele den Eindruck, dass der Streik ins Leere läuft. Neupack die Produktion mit den Streikbrechern immer besser in den Griff bekommt und unter den Streikenden sich auch deswegen Ermüdungserscheinungen breit machten. Dennoch wurde befürchtet, dass wenn die Kollegen wieder für eine Zeit arbeiten gehen, das den Streik vollends zersetzt. Beides war falsch: Als die streikenden Kollegen wieder im Betrieb waren konnten sie sehen, dass sie nicht so einfach zu ersetzen waren und die Angabe von Krüger er habe nur 20% Produktionsausfall nicht stimmt, jetzt sogar befürchtet wird das Unternehmen könne kaputt gestreikt werden. Die Streikenden ihrerseits haben eine unglaublich gute Moral gezeigt und sind fast geschlossen danach wieder in den Streik getreten.
Dennoch sind die Arbeitsphasen deutlich zu lang und es wird nur nach verhandlungstaktischen Gesichtspunkten im fernen Hannover entschieden, wann gearbeitet wird und wann nicht. Das konkrete Wissen der Kollegen, wie die Produktion im Betrieb läuft und wo es Krüger am meisten weh tut, bleibt weitgehend unberücksichtigt. Auch ist es ein Unding, wenn Krüger Abmahnungen und Entlassungen ausspricht, weiter gearbeitet wird. Der Geschäftsführung muss gezeigt werden, dass ein Angriff auf die Streikenden negative Konsequenzen für sie hat. Nur wenn auch auf das Schicksal jedes Einzelnen geachtet wird, kann der Streik solidarisch und erfolgreich zu Ende geführt werden.
Die Streikenden müssen sich mehr Einfluss auf die Entscheidungen der BCE erkämpfen !
Die Streikende werden von der BCE in eine passive Rolle gedrängt, per SMS erfahren sie, ob die Arbeit nieder gelegt oder aufgenommen wird, welche Aktionen anliegen. Über die Verhandlungen gibt es nur schwammige „ Informationen“ wie „es geht voran“usw.
Auf diese Art wechseln sie nur vom Kommandoregime des Kapitalisten zum Regime der eigenen Gewerkschaft. Ein Streik sollte aber im Gegenteil zu einer Selbstermächtigung führen, dass eigenständig und gemeinsam etwas durchgesetzt werden kann. Das ist wichtig für die Zeit nach dem Streik und könnte am Ende wichtiger sein als ein Tarifvertrag, damit das Buckeln vor den Vorgesetzten nicht wieder genau so weiter geht, wie vor dem Streik.
Den „Unternehmer im eigenen Kopf“ aussperren !
Die BCE begründet ihre Streiktaktik teilweise damit, dass man das Unternehmen nicht in seiner Substanz schwächen wolle. So viel Mitgefühl mit Krüger bedeutet jedoch, eine Schere im Kopf zu haben: Mit angezogener Handbremse kann nicht erfolgreich gestreikt werden. Noch nie wurde ein Unternehmen in die Pleite gestreikt. Wir können uns darauf verlassen, dass Krüger unternehmerisch rational und durchaus sehr modern im Sinne eines Kapitalisten handelt, der möglichst viel aus seinen Arbeitern heraus pressen will. ( siehe Netto, Amazon usw. ) Die Streiktaktik danach auszurichten ( „wir wollen doch nicht unsere Kunden verlieren“) bedeutet bei einem so starrhalsigen Unternehmer, nur bestenfalls die Auseinandersetzung zu verlängern und auch am Ende einen windigen Kompromiss bis hin zum Scheitern des Streiks in kauf zu nehmen. Was würde das aber bedeuten ? Krüger hätte dann sein Fabrikregime mit niedrigen ungerechten Löhnen und miesesten Arbeitsbedingungen gerettet. Die streikenden Kollegen müssen sich die Frage stellen, ob sie nach dem Streik unter den alten Bedingungen wieder arbeiten wollen. Was mindestens genau so wichtig ist, ist das Signal für andere Belegschaften. So lassen wir uns nicht weiter ausbeuten!! sollte die Botschaft nach drinnen und draußen lauten.
Wir würden diese Positionen gern beim nächsten Soli- Kreis Dienstag um 17.00 Uhr mit euch weiter diskutieren.
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From: jourfixe.hh               Sent: Tuesday, March 12, 2013 11:01 PM
   Subject: nächster Soli-Keis am 19.3.
Soli-Kreis Neupack
Beim Treffen waren ca. 50 KollegInnen, die meisten mußten stehen.
Beim Treffen am Mittwoch war wie versprochen, auch Oliver Venzke, der stellv. IG BCE-Vorsitzende von Bezirk Nordmark anwesend.
Er entschuldigte sich beim Soli-Kreis für die Beschlagnahme unseres Briefes an die Streikenden, er habe überreagiert. Die Behauptung, wir manipulierten die Streikenden, wiederholte er nicht.

Das war auch kaum möglich, weil er sich in über zweieinhalb Stunden Diskussion die Meinung aller Anwesenden anhören mußte. Weil die Belegschaft im Arbeitseinsatz war, waren nur ca. acht KollegInnen bei der Diskussion im Zelt dabei. Aber alle sagten offen, deutlich und lange ihre Kritik an der IG BCE-Führung, einige mehrfach. Es sagten auch zwei türkische Kollegen und eine türkische Kollegin ihre Meinung - in aller Deutlichkeit. (Für mich war dies der wohl bedeutendste Aspekt des Abends!!)

Oliver Venzke oder die Streikführung in Hannover kann zumindest ab jetzt sich nicht mehr auf mangelnde verbale Äußerungen der Streikenden berufen und sie daraufhin rein- und rausschicken.

Von den UnterstützerInnen nahmen sehr viele das Wort, (fast) alle in sehr kritischer Weise.

Es wurde das Verhalten der IG BCE-Führung moniert, gar nicht mehr einen Tarifvertrag mit Krüger abschließen zu wollen sondern nur noch eine Vereinbarung (Streikinfo 45) - und mit der Aufgabe der Forderung der Streikenden: "Wir wollen einen Tarifvertrag" nicht offen und ehrlich umzugehen.
Die Anwesenden gaben dem stellv. Bezirksvorsitzenden nach Hannover mit auf den Weg, das nur eine demokratische Streikführung, gebildet aus der Streikbelegschaft heraus, den Streik gegen Krüger gewinnen könne. Ihm wurde die Streikauffassung anderer Bezirkvorsitzender, zum Beispiel von ver.di Baden-Württemberg vorgehalten, die für eine demokratische Streikführung sind. (Siehe Artikelausschnitt unten).

Aus Berlin waren vier Kollegen angereist, die dort einen Soli-Kreis Neupack gründen wollen, sie verlasen eine Soli-Botschaft und wollen Infos zum Soli-Streik auf spanisch übersetzen und an Medien in Südamerika geben.
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