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Umtriebige Neonazi-Bande: Die "Freie Kameradschaft Höxter"

8. März 2010 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Kampf gegen Nazis - Norddeutschland

indi-rex - Informationsdienst Rechtsextremismus , 27.02.2010 :

Umtriebige Neonazi-Bande: Die "Freie Kameradschaft Höxter"

Vor wenigen Wochen geriet die "Freie Kameradschaft Höxter" (FK Höxter) wegen Gesprächen mit dem Bürgermeister von Steinheim in die Öffentlichkeit. Die Kameraden im Kreis Höxter sind in jüngster Zeit offenbar die Umtriebigsten in Ostwestfalen-Lippe.

Steinheims Bürgermeisters Joachim Franzke hatte Neonazis der Kameradschaft ins Rathaus geladen. Dafür wurde er scharf kritisiert. Franzke sagt, er habe nicht erkannt, dass es sich um Rechtsradikale gehandelt hat, die Neonazis verkauften die Gespräche mit dem Oberhaupt der Höxteraner Stadt als Teilerfolg - schließlich rücken sie damit einen weiteren Schritt in die Mitte der Gesellschaft.

Wie die "Kulturinitiative Detmold" (KID) in einer aktuellen Pressemitteilung schreibt, sind die Mitglieder der Kameradschaft zwischen 17 und 26 Jahren alt. Die nicht nur in Höxter selbst lebenden Neonazis haben offenbar in der regionalen Neonazi-Struktur, die sich von der Region Hannover über Schaumburg bis in die hintersten Winkel von Ostwestfalen-Lippe erstreckt, inzwischen eine Art Vormachtstellung. Diese haben sie von der "Nationalen Offensive Schaumburg" übernommen, deren Kader zur Zeit inhaftiert sind.

In der Organisations-Struktur "Westfalen-Nord" - benannt nach einem NSDAP-Gau - haben die Neonazis der "Freien Kameradschaft" die Führung übernommen. Die Jahresauftaktveranstaltung von "Westfalen-Nord" im Januar wurde von der "FK Höxter" organisiert - rund 120 Neonazis kamen zu dem Treffen mit zwei rechten Liedermachern, so die KID. Im kleinen Ort Bergheim bei Steinheim trafen sich die Neonazis, um zudem über den "Trauermarsch" in Bad Nenndorf informiert zu werden. Bundesweit treten die "Westfalen-Nord"-Anhänger mit Transparenten bei Aufmärschen auf.

Auf der regelmäßig aktualisierten Internetseite der "FK Höxter" macht die Gruppe keinen Hehl aus ihrer Gesinnung: "NS jetzt!" fordern sie dort. Neben Gewaltaufrufen gegen Andersdenkende hetzen sie im Internet gegen Israel und "Kapitalisten". Die Antikapitalisten haben auch andere Parolen - sonst von linker Seite zu hören - in petto: "Friede den Hütten - Kampf den Palästen".

Bemängeln die Neonazis eine "Überfremdung" und "Islamisierung" in Deutschland, so stellen sie auch gleich klar, dass sie ideologisch den Islam keineswegs kritisieren: Sie treten "für den Islam in der arabischen Welt" ein, heißt es in ethnopluralistischer Manier.

Nach Informationen, die indi-rex vorliegen, sollen die Mitglieder über den gesamten Landkreis Höxter verstreut leben. Doch auch in angrenzenden Städten und Kreisen sind Aktivisten der rechten Bande wohnhaft. In Paderborn, Holzminden und Hameln sind Anhänger der Kameradschaft aktiv. Die teilweise polizeibekannten Überzeugungstäter sollen auch in den ländlichen Regionen wie Bergheim, Lügde und Lichtenau (Kreis Paderborn) wohnen und öffentlich in Erscheinung treten.

Die "Freien Kräfte Paderborn" sind ebenso ein Teil der "FK Höxter", die seit 2007, so die KID in der Mitteilung vom Donnerstag, unter wechselnden Namen wie "Sturm Höxter" und "Autonome Nationalisten Höxter / Paderborn" auftritt.

Auf Demonstrationen wie im Herbst des vergangenen Jahres in Hannover und im November in Recklinghausen treten die "Nationalen Sozialisten Höxter" teils vermummt auf. Sie zählen sich dort zum "Schwarzen Block", wollen aggressiv und militant wirken. Sonnenbrille, schwarze Kapuzenpullover und Lederhandschuhe sind Pflicht bei den Demos der "Autonomen Nationalisten".

Die Polizei schätzt, dass die Neonazi-Gruppierung auf rund 50 Sympathisanten zurückgreifen kann. Regelmäßig verteilen Aktivisten Flugblätter in der Region. Zudem organisieren die Neonazis Rechtsrock-Veranstaltungen. Im Februar vergangenen Jahres kamen über 100 Neonazis zu einem Konzert nach Augustdorf (Kreis Lippe), im Oktober 2009 trafen sich mehrere Dutzend Rechtsradikale bei Steinheim.

Der Fall Steinheim zeigt, wie verwurzelt neonazistische Aktivisten in der dörflichen Gemeinschaft sein können. Gerade bei Kameradschaften in ländlichen Regionen gelingt es so immer wieder, durch die örtliche Feuerwehr, den Schützenverein und die Dorfkneipe den Einfluss zu vergrößern, indem sie gesellschaftliche Institutionen "unterwandern".

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