Wieder Gerüchte über Hotel Neonazi-Anwalt Rieger jetzt als Käufer im Kreis Celle im Gespräch
Wieder Gerüchte über Hotel
Neonazi-Anwalt Rieger jetzt als Käufer im Kreis Celle im Gespräch
Der rechtsradikale Anwalt Jürgen Rieger ist vom Verkäufer eines Hotels im Landkreis Celle als möglicher Kaufinteressent ins Gespräch gebracht worden. Die Einwohner des Ortes sind auch deshalb entsetzt, weil Rieger ganz in der Nähe bis 1998 ein Nazi-Schulungszentrum betrieben hatte.
Frankfurt a. M. - Karl Hennies, Besitzer des zum Verkauf stehenden "Landhaus Gerhus", das abseits einer Landstraße in der Gemeinde Faßberg liegt, legt Wert auf die Feststellung: "Rieger weiß von nichts." Der 69-Jährige, der das Hotel mit 80 Betten schon seit einiger Zeit loszuwerden versucht, sagte der FR aber auch: Wenn sich andere Optionen zerschlagen, "überlege ich mir, an Rieger zu verkaufen." Die Aufregung vor Ort erklärt sich nicht zuletzt dadurch, dass Hennies ("Die CDU ist eine Linkspartei") kein Hehl daraus macht, politisch sehr weit rechts zu stehen. Er sei nicht Mitglied bei der NPD, sagte Hennies, der beispielsweise Sympathien für den in Mannheim vor Gericht stehenden Nazi Ernst Zündel hegt.
Derzeit verhandelt Hennies, ein ehemaliger Makler, der das "Landhaus Gerhus" vor 18 Jahren erworben hatte, nach eigener Aussage mit drei Interessenten, zu denen Rieger nicht zähle. Schon seit längerem gibt es die Idee, in dem Gebäudekomplex eine Klinik für Demenz- oder Suchtkranke einzurichten. Die Gemeinde Faßberg hat wie auch der Landkreis Celle Hennies Hilfe beim Verkauf und Förderungen für Investoren in Aussicht gestellt für den Fall, dass die Herberge zu einer sozialen Einrichtung umgewandelt wird. "Wir werden alles daran setzen, dass es nicht zum Verkauf an Rieger kommt", sagte der parteilose Faßberger Bürgermeister Hans-Werner Schlitte der FR. Die Gerüchte um Rieger halten sich seit einigen Wochen in dem 7000-Einwohner-Ort.
Jahrelange Proteste
Von 1991 bis 1998 hatte der Verein Heide-Heim (Vorsitzender: Jürgen Rieger) ein Schulungszentrum für Rechtsradikale in Hetendorf betrieben, das zur Faßberger Nachbargemeinde Hermannsburg gehört. Nach jahrelangen Protesten schloss der niedersächsische Innenminister diesen Treffpunkt für Neonazis.
Rieger hatte 2004 in Dörverden bei Bremen einen Hof gekauft, um dort "Fruchtbarkeitsforschung" zu betreiben. Zuletzt hatte die Stadt Delmenhorst nach langen, zähen Verhandlungen den Hotelier Günter Mergel bewogen, sein Hotel nicht an Rieger zu verkaufen. Christoph Albrecht-Heider
Quelle: Frankfurter Rundschau, 24.10.2006